Die Lindenwanze (Oxycarenus lavaterae)
An Linden können immer wieder Massen von feuerwanzenähnlichen Insekten beobachtet werden. Bei diesem Insekt handelt es sich um Oxycarenus lavaterae (Wanzen, Familie Bodenwanzen/Lygaeidae). Diese Art stammt aus Südeuropa und kommt dort an Malvengewächsen vor. Oxycarenus lavaterae saugt an grünen Pflanzenorganen (Blätter, unverholzte Triebe) und wurde in Österreich am nächsten Verwandten zur Malve, der Linde, festgestellt.
Der Erstnachweis in Österreich datiert aus dem Jahr 2001. Die Einwanderung der Art erfolgte über die natürliche Arealausweitung infolge höherer Temperatursummen (Klimaerwärmung) und ist bisher auf den Raum Graz, die südliche und östliche Steiermark beschränkt. Als wärmeliebende Art ist ein Vorkommen in der Obersteiermark unwahrscheinlich.
Je nach Temperatur sind mehrere Generationen im Jahr möglich. In ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Südeuropa werden 3 bis 4 Generationen ausgebildet. Sie kommt punktuell sehr häufig vor (oft nur an einem Baum, während andere Linden kaum Befall aufweisen) und sammelt sich im Herbst und im Frühjahr in Massen an Lindenstämmen. Die meisten Tiere dürften den Winter in den Rindenritzen alter Linden überdauern, die Sterblichkeitsrate ist daher wegen geringen Kälteschutzes hoch. Nymphenstadien weisen einfarbig rote Hinterleibe auf, erwachsene Tiere zeigen die arttypische rot-schwarze Zeichnung an den Flügeldecken, die ähnlich jener der Feuerwanze oder der Zimtwanze ist.
Oxycarenus lavaterae verursacht in Österreich keine nennenswerten Schäden. Das im Frühling und Herbst massenhafte Sammeln der Tiere an Lindenstämmen verursacht jedoch manchmal Besorgnis bei den betroffenen Baumbesitzern. Das Saugen des Pflanzensaftes der Linden ist für die Bäume aber ungefährlich und auch für Menschen ist dieses Insekt völlig harmlos. Über den Sommer verteilen sich die Tiere wieder, so dass die Konzentration an einzelnen Linden geringer wird. Es wird daher von einer chemischen Bekämpfung grundsätzlich abgeraten.