Zukunft Land - Eine Serie zur Ländlichen Entwicklung in der Zeitung "Neues Land" - Teil 4
Die Arbeit im Stall reduzieren
Die Zahl an Automatischen Melksystemen auf Milchviehbetrieben nimmt rasch zu. Praktiker erklären auch die Gründe dafür.
Das Thema Technologisierung gewinnt auf den steirischen Höfen immer mehr an Bedeutung. Nicht nur in der Außenwirtschaft - Stichwort Lenksysteme -, sondern auch im Stall ist modernste Technik oft nicht mehr wegzudenken. So auch in der Milchwirtschaft, hier kommen immer öfter Automatische Melksysteme (AMS), sogenannte Melkroboter, zum Einsatz. Zum Stichtag 30. September 2020 wurden in Österreich 56.500 Milchkühe von 1022 Melkrobotern gemolken. Allein 143 solcher modernen Anlagen stehen in der Steiermark.
Seit kurzem auch am Hof von Birgit und Franz Kaiser-Hartner in Tragöß. Die Familie bewirtschaftet auf 750 Metern Seehöhe rund 47 Hektar Landwirtschaftliche Nutzfläche - inklusive Pachtflächen. Es handelt sich um einen reinen Grünlandbetrieb. Seit dem Herbst des Vorjahres werden nun 48 Kühe von einem Melkroboter gemolken. Der junge Hofübernehmer dazu: „Wir haben im Jahr 2012 einen neuen Laufstall für unsere Kühe gebaut. Im Melkstand kam die bestehende Rohrmelkanlage zum Einsatz, die nun schon in die Jahre gekommen ist." Nach reiflicher Überlegung hat sich die junge Familie für den Ankauf eines Melkroboters entschieden, auch ein Laufstall für die weibliche Nachzucht wurde errichtet.
Umstellungsphase
Franz Kaiser-Hartner beschreibt die Tage der Umstellung: „Der Zeitpunkt war für die Umstellung optimal, da viele Kühe trockengestanden sind. Der Melkroboter wurde in der ersten Woche nur als Kraftfutterstation verwendet, gemolken haben wir noch im alten Melkstand." Nach dieser Eingewöhnungsphase verlief die Umstellung absolut problemlos: „Alle Kühe waren für den Roboter melkbar". Nach einem halben Jahr Einsatz kann Kaiser-Hartinger eine äußerst positive Bilanz ziehen: „Wir sind voll zufrieden, die Melkarbeit fällt nun zur Gänze weg. Wenn eine Kuh die durchschnittlich drei Melkungen pro Tag nicht erreicht, dann stiert sie meist." Diese Kühe werden dann in die Anlage getrieben.
Rund 145.000 Euro wurden in die Automatische Melkanlage investiert. Auch am Betrieb Kaiser-Hartinger hat man über die Ländliche Entwicklung um einen Investitionszuschuss angesucht. „Durch diese Förderung ist eine Investition in diese modernste Technik erst möglich geworden", so der innovative Landwirt. Besonders lobt er die Zellzahlerfassung sowie die Möglichkeit zur Selektion von lahmenden Kühen nach dem Melkvorgang.
Lange Erfahrung
Am Betrieb von Bettina und Michael Derler in Piregg, Birkfeld, setzt man schon seit knapp 13 Jahren auf ein automatisches Melksystem. „Nachdem unser neu umgebauter Stall am 20. Juli 2007 ein Raub der Flammen wurde, haben wir uns im Familienrat für einen Neubau entschieden", so der Absolvent der Land- und forstwirtschaftlichen Fachschule Kirchberg. Mit vereinten Kräften erfolgte ein Neustart, bei dem auch auf einen Melkroboter gesetzt wurde. „Wir haben zahlreiche Betriebe in Deutschland besucht und somit ist uns die Entscheidung schon wesentlich leichter gefallen", ergänzt Vater Johann. Es war damals die zweite Anlage in der Steiermark. Jetzt werden 75 Kühe auf dem auf 700 Metern Seehöhe gelegenen Hof automatisch gemolken.
Michael bereut diese Entscheidung jedenfalls nicht und beteuert lächelnd: „Wenn mir jemand den Melkroboter wegnehmen würde, müsste er die Kühe auch gleich mitnehmen." Mit der Verlässlichkeit der Anlage ist man am Hof sehr zufrieden und will diese auch noch einige Jahre nutzen. Derler: „Der Roboter ist zwar schon 13 Jahr alt, aber er funktioniert einwandfrei. Die Software wird regelmäßig erneuert, an der Grundtechnik hat sich jedoch in diesen Jahren nichts Wesentliches geändert." Auch am Betrieb Derler wurde über die Ländliche Entwicklung um einen Investitionszuschuss angesucht.
Von Karlheinz Lind