Zukunft Land - Eine Serie zur Ländlichen Entwicklung in der Zeitung "Neues Land" Teil 6
Bäuerliche Wärmeliefergemeinschaften sorgen immer öfter für behagliche und nachhaltige Wärme. Regionalität steht im Vordergrund.
Mehr als die Hälfte der österreichischen Haushalte heizt mit Holz. Holz ist damit vor Erdgas und Erdöl der wichtigste Energieträger zur Beheizung von Wohnräumen und somit unverzichtbar für die Versorgungssicherheit Österreichs. Wie groß der Energiebedarf für Wärme ist, wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass für Raumwärme und Warmwasser rund 85 Milliarden Kilowattstunden (kWh) an Energie pro Jahr notwendig sind. Das ist mehr als der gesamte Stromverbrauch Österreichs, der bei rund 68 Milliarden kWh liegt. In der Steiermark hat Biomasse als erneuerbarer Energieträger für die Wärmegewinnung seit langem Tradition. Zusätzlich zu den Haushaltsanlagen sorgen auch rund 600 größere und kleinere Biomasseheizwerke dafür, dass über 100.000 Haushalte mit klimafreundlicher und krisensicherer Nahwärme versorgt werden. Meist handelt es sich dabei um bäuerliche Betreiber, die durch den Wärmeverkauf die Wertschöpfung des anfallenden Hackgutes erhöhen. Mit durchschnittlich zwei bis fünf Landwirten schließen sie sich zu einer Gesellschaft nach bürgerlichem Recht oder bei größeren Anlagen zu einer Genossenschaft mit beschränkter Haftung zusammen.
Neues Heizwerk
Auch in Schamberg in der Marktgemeinde Frauental an der Laßnitz in der Weststeiermark haben sich örtliche Bauern im Jahr 2018 zu ersten Gesprächen getroffen, um ein Heizwerk zur gemeinschaftlichen Wärmeversorgung zu errichten. „Wir waren uns einig, dass wir etwas machen wollen", so die Landwirte August Steinbauer und Johann Edegger im Gespräch mit NEUES LAND. Nach einem Jahr Planung, unzähligen Gesprächen und einer Rekordbauzeit von drei Monaten ging im Dezember 2019 die Nahwärme Schamberg in Betrieb. Obmann Johann Edegger dazu: „Wir hatten in der Bauzeit schönes und trockenes Wetter. Somit war es möglich, das Vorhaben in diesem kurzen Zeitraum zu verwirklichen." Auch das enorme persönliche Engagement aller Helfer trug wesentlich zum Erfolg des Projektes bei. Nun werden in Schamberg zwölf Kunden mit rund 230 Kilowatt Anschlussleistung mit regionaler Wärme versorgt. Im ersten Wirtschaftsjahr wurden rund 400 Schüttraummeter regionales Hackgut in den beiden 150-KW-Hackgutöfen verheizt. Mit Gerhard Klug und Gerhard Aldrian stehen auch zwei Dorfbewohner unermüdlich im Einsatz, um den laufenden Betrieb zu gewährleisten und Störungen sofort zu beheben. Natürlich hofft man, neue Kunden von einem Nahwärmeanschluss überzeugen zu können. Doch in diesem Bereich stoßen die Heizwerkbetreiber immer wieder auf große Hürden. August Steinbauer dazu: „In unserem Rüsthaus der Freiwilligen Feuerwehr Schamberg ist derzeit eine sehr alte Ölheizung in Betrieb, eine Investition in ein neues Heizsystem ist notwendig. Trotz anfänglicher mündlicher Zusage durch die Gemeinde wurde dann doch kein Nahwärmeanschluss bei uns gekauft." Hier hoffe man auf ein Einlenken in der Kommune und wünscht sich gesetzliche Rahmenbedingen für solche Situationen. „Wenn eine Nahwärmeversorgung in unmittelbarer Nähe zur Verfügung steht, müssten solche öffentlichen Objekte verpflichtend anschließen müssen", so Steinbauer.
Förderung
Auch das Projekt „Nahwärme Schamberg" wurde über die Schiene der Ländlichen Entwicklung gefördert. „Dabei hatten wir eine Investitionsobergrenze von 250.000 Euro netto einzuhalten. Das haben wir auf den Punkt genau geschafft", betonen Steinbauer und Edegger. Ohne die 35 Prozent Investitionszuschuss wäre eine Verwirklichung dieses Bauvorhabens nie möglich gewesen. Trotzdem wünscht man sich bei der Förderabrechnung Vereinfachungen. Steinbauer dazu: „Die Richtlinien und Vorgaben sind teilweise so kompliziert, dass man als Laien - und die waren wir ja zu Projektstart - vor nahezu unlösbaren Aufgaben steht." Seiner Meinung nach schreckt diese Tatsache viele Interessierte von solchen Projekten ab.
Von Karlheinz Lind